Es ist eine gute Idee den Schweizer Parlamentariern das GA zu geben. Besser mit den öV unterwegs, unter Leute sein, bequem reisen. Doch warum die 1. Klasse?
Ein GA der 2. Klasse tangiert die Parlamentarier besser mit dem Alltag. Denn in der 1. Klasse sitzt meist Klientel, die von der Politik stark beachtet werden. So gibt es politische Begegnungen im Zug meist mit Gutverdienenden.
Der Vorteil der 2. Klasse liegt darin, dass dort eine vielfältigere Mischung an Menschen anzutreffen ist. In der 1. Klasse ist es ruhig, in der 2. Klasse lebhaft. Daher würden Parlamentarier in der 2. Klasse eher auf eine breitere Palette von Menschen und das Leben treffen. Es würde zu politischen Begegnungen im Zug kommen, die auch Menschen mit durchschnittlichem Einkommen einschließen.
Während die 1. Klasse Ruhewaggons kennt, ist 2. Klasse ein Ort der Begegnung und kennt Familienwaggons. Es wird mehr gesprochen, gefeiert und gelacht. Während der Stoßzeiten kann es zwar überfüllt sein, aber zu anderen Zeiten ist der Platz ausreichend. Im Bus und in der Straßenbahn gibt es keine Klassenunterschiede, daher wäre diesbezüglich keine Diskrepanz vorhanden.
Fragt sich, braucht es überhaupt eine 1. Klasse? Sie spült Geld in die SBB, doch warum fällt die diesjährige Preiserhöhung fällt für die 1. Klasse milder als für die 2. Klasse aus? Warum sollen wir Klassenunterschiede zelebrieren? Argument des Bundesrats, ungestört arbeiten! Doch politische Arbeit heisst in erster Linie, die Nöte der Leute zu kennen.
Im Alltag bemerken die Leute wenig Unterschied zwischen 1. Klasse und 2. Klasse. In der 1. Klasse wird abgegrenzt, es gibt weder einen Kaffee noch eine Tageszeitung. Selbst in einem übervollen Zug ist die 1. Klasse für die 2. Klasse tabu, ein teurer Klassenwechsel wird gefordert. Wer mit der 2. Klasse im Nahverkehr sein Smartphone aufladen will, findet häufig keine Steckdosen. Dennoch, alle kommen gleich an.
Den Preisunterschied zwischen 1. Klasse und 2. Klasse können die Parlamentarier für die Begegnung mit den Wählern nutzen. In der 1. Klasse könnten verstärkt SBB-Mitarbeiter Platz finden. Wie früher könnten alle SBB-Mitarbeitern Generalabonnements angeboten werden.
Hintergründe
Der Kandidat Stephan Zurfluh von der Musikpartei verfügt über ein GA 2. Klasse. Im Zug ist ihm noch nie ein Parlamentarier begegnet. Er findet das schade und betrachtet die 1. Klasse im Nahverkehr als Ausgrenzung.
Stephan Zurfluh setzt sich oft mit der Gitarre in den Familienwaggon und hatte schon viele schöne Begegnungen. Auf seiner Liedermacher Webseite finden sich Lieder und Informationen zu den “Zugkonzerten”.
Wenn Stephan Zurfluh Nationalrat wird, möchte er gerne seine Einnahmen für die Begegnung mit den Wählern einsetzen. Das GA 1. Klasse braucht er nicht.
Vorstoss von Lukas Reimann
Einen entsprechender Vorstoss von Lukas Reimann
https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20164152
Mit dem Klassenwechsel könnten bei den Parlamentariern jährlich rund 600’000 Franken eingespart werden, erklärte Reimann im Rat. Er erhoffte sich von seinem Vorstoss jedoch nicht nur Kosteneinsparungen, sondern auch mehr Volksnähe von Politikern mit der Bevölkerung, wenn sie in der 2. Klasse unterwegs sind. Reimann zielte auch auf die Verwaltung ab. Kaderangestellten des Bundes sollte ebenfalls nur noch ein GA der 2. Klasse vergütet werden. Im Rat fand Reimann wenig Gehör. Sein Vorstoss erlitt mit 28 Ja- zu 154 Nein-Stimmen Schiffbruch.
Verkehrsministerin Doris Leuthard verzichtete auf eine Erklärung im Rat. In seiner schriftlichen Antwort schreibt der Bundesrat, die geltende Reisespesenregelung sei für den Bund eine kostengünstige Möglichkeit, die Dienstreisen pauschal und mit geringem Aufwand zu entgelten. In der 2. Klasse sei es „wegen der dichteren Belegung“ und dem „höheren Lärmpegel“ zudem nicht möglich, während der Reise zu arbeiten.
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