Der Konsumismus hat in der Musik gesiegt

Krächzender Untoter, missmutiger Grantler oder schwächelnder Rockpoet? Vieles war zu erwarten am Konzert in Montreux – doch alles kam anders. Die Corona-Pause hat dem rastlosem Dylan gutgetan. (Zitat in der Aargauer Zeitung vom 3.7.23) 

Bob Dylan präsentiert im Alter von 82 Jahren seine Lieder in Montreux. Ticketpreise ab CHF 365,- Er lässt die Smartphones einsammeln. Damit sich die Zuhörer auf die Musik konzentrieren, oder vielmehr, um private Aufnahmen zu verhindern. Andererseits wäre das Smartphone praktisch, für Übersetzungen oder Kontakte zu tauschen. Der Nobelpreisträger setzt hier Zeichen. 

Wenn Bob Dylan zu seinen Liedern Hintergründe erzählt und sich in die Besucher einfühlt, wäre das eine Bereicherung für das Konzert. Das wird immer seltener. Heute muss Geld verdient werden. Die Lieder sind vorgegeben, eben das aktuelle Album forciert, der Konsumismus hat gewonnen. Wunschkonzerte sind schon lange vorbei, jedes Lied muss perfekt sitzen. 

Die Zuhörer zahlen horrende Ticketpreise. Um einen Star zu erleben, wird gern in die Tasche gegriffen, Unterhaltung und Show wird erwartet. Ein Strassensänger, der Lieder trällert, mitleidig missachtet. Wohin ist Musik mutiert? Selber Musik machen, heisst den Ghetto Blaster lärmen lassen. 

Mathias Haehl schliesst seinen Artikel mit “The answer is blowing in the Wind”. Das ist eine Hymne der Friedensbewegung. Wie viel Geld wird für Krieg ausgegeben – wird in der deutschen Version gefragt. Wer heute politische Meinungen wagt, wird gebrandmarkt, sofern sie der öffentlichen Meinung entgegenstehen. 

Was Bob Dylan heute zur Politik meint, davon wurde in Montreux nichts bemerkt. Musik konsumistisch durchtränkt? Was wird getan, damit Musik in die politische Willensbildung eingeht? Die Musikpartei, welche im Kanton Aargau zur Nationalratswahl antritt, hat das zum Ziel. Musik ist Bewegung und Lebensfreude!

Selbstverständlich braucht es den Konsum, er ist wichtig für den Wohlstand. Doch nicht nur! Weniger auf das Geld schauen, mehr miteinander reden, singen, tanzen, ohne dass dabei Eventveranstalter gross abkassieren müssen.

Die Preise im Kulturbereich ziehen an. Vor allem bei den beliebten Gigs. Es ist der Skaleneffekt, der zutage tritt. Wenig bekannte Musiker sind dankbar für Auftrittsmöglichkeiten. Und mit diesen Musikern kann das Publikum in Kontakt kommen.

In diesem Sinn lohnt es sich, mit einem Strassenkünstler zu sprechen. Für beide Seiten wird das bereichernd sein, auch so sieht Anerkennung aus. 

Hintergründe

Artikel in der Aargauer Zeitung vom 3.7.23 zum Bob Dylan Konzert, dazu wurde auch ein Leserbrief verfasst

https://www.aargauerzeitung.ch/kultur/montreux-jazzfestival-bob-dylan-duldet-keine-bilder-keine-handys-doch-der-eigenwillige-kultsaenger-belohnt-seine-anhaenger-ld.2482928

Einstellung zu hohen Ticketpreisen
https://www.bluewin.ch/de/entertainment/musik/ich-wuerde-auch-2000-franken-fuer-bob-dylan-zahlen-1797869.html

Erfahrungen von Michelangelo D’Anella, der früher Konzerte organisiert hat
nur grosse Namen bringen Publikum oder viel Werbung

Eindrücke durch Stephan Zurfluh beim Wahlkampf am 1.7.23 in Brugg
statt einen Strassenkünstler zu beachten, wird lieber der Ghettoblaster eingeschaltet


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert